1871
Am 24. Dezember 1871 wurde Wilhelm Matthiessen als Ältester von 13 Geschwistern in Zarrentin geboren. Dort lernte er ab 1886 Bäcker. Nachdem er seine Prüfung abgelegt hatte, begannen seine Wanderjahre. Er zog von Zarrentin Richtung Osten bis zum Oderbruch und bis Schleswig, bis ihn die Wege nach Glashütte führten. In dieser Zeit lernte er Frau Clara Stuff kennen, die er mit 24 Jahren heiratete.
1895
Am 18. März 1895, dem Tag nach der Hochzeit, wurde die Bäckerei in Kayhude eröffnet. Weil Kayhude eine Streusiedlung mit weniger als 200 Einwohnern war und viele ihr Brot noch selbst backten, hatte Wilhelm wenig Kundschaft. Deshalb fuhr er zweimal in der Woche mit Pferd und Wagen bis nach Barmbek. Dort nahmen ihm Geschäfte und Einzelkunden seine Ware ab. Im Jahr 1896 wurde der spätere Nachfolger der Bäckerei, Heinrich Matthiessen, geboren.
1917
1917 musste die Bäckerei für zwei Jahre geschlossen werden, weil Wilhelm und Heinrich Matthiessen in den 1. Weltkrieg berufen wurden. Damals besaß Heinrich Matthiessen einen Brustfeuerungsofen, den man mit Torf beheizte. Als dieser Ofen nach zweijähriger Pause wieder beheizt wurde, brach er in sich zusammen. Ein neues Gewölbe musste eingemauert werden. Zur Bäckerei entwickelte sich im Laufe der Jahre eine kleine Landwirtschaft.
1925
1925 wurde Werner Matthiessen aus der dritten Generation geboren. Zur Unterstützung des Vertriebes in der Bäckerei kaufte er 1930 einen Ford, T Model 26. Somit hatte das Pferdefuhrwerk für Hamburg ausgedient. Heinrich Matthiessen handelte in Hamburg außer mit Brot auch mit Eiern, Geflügel, Schinken und Butter. Ein Jahr, bevor Wilhelm Matthiessen den Betrieb 1940 an Heinrich übergab, begann Werner Matthiessen seine Lehre als Bäcker.
1944 - 1946
Durch den 2. Weltkrieg wurde die Bäckerei erneut für zwei Jahre geschlossen. In dieser Zeit wurde das Brot vom Nachbarbäcker aus Nahe zugekauft. Nach dem Krieg riss man den alten Ofen ab. Heinrich Matthiessen erwarb einen fast neuen zweiherdigen Seitenfeuerungsofen, der in den Trümmern der Bäckerei Voß in Stellingen stand. Die Firma Schlicht (jetzt Daub) baute diesen Ofen dort ab und mauerte ihn in Kayhude wieder auf. Am 1. März 1946 wurde der neue Ofen angeheizt.
1949
1949 legte Werner Matthiessen die Meisterprüfung im Bäckerhandwerk ab. Bis 1950 hatte die Bäckerei noch keinen Drehstrom; es mussten alle Teige mit der Hand geknetet werden. Damals verarbeiteten drei Mann an vier Backtagen 150 Sack Mehl.
Am 29. Juni 1949 wurde Gerhard Matthiessen aus der vierten Generation geboren.
1950
Im August 1950 wurde ein Drehhebelkneter Räuchle Anna Nr. 2 für 360 kg Teig angeschafft. Etwas später kam eine Erika-Brötchenpresse dazu. 1958 stellte die Landbäckerei den Seitenfeuerungsofen auf Ölkanonenbrenner um. Bis 1964 half Wilhelm Matthiessen im Betrieb mit. Ab Januar 1967 arbeitete Gerhard Matthiessen in der Bäckerei. Der Seitenfeuerungsofen hatte zu diesem Zeitpunkt ausgedient und 1968 baute die Firma Daub einen Backmeister mit 6 m2 Backfläche.
1972
Am 3. Februar 1972 legte Gerhard Matthiessen die Meisterprüfung ab. Gerhard Matthiessen übernahm in vierter Generation am 1. Januar 1974 die Bäckerei. 1977 eröffnete die Landbäckerei die erste Filiale in Norderstedt am Böhmerwald. Neue Technik wurde angeschafft. Ausrollmaschine, kleiner Kneter, Kühl- und Frosterräume und ein Monsum 573 kamen im selben Jahr zur Einrichtung hinzu.
1973
Im Jahr 1973 wurde Tino Matthiessen aus der fünften Generation geboren. Als Ältester von drei weiteren Geschwistern (Tanja, Tina, Tim), begann er nach seinem Abitur 1994 seine Bäckerlehre in Kiel. Diese musste allerdings nach eineinhalb Jahren wegen einer Mehlallergie abgebrochen werden. Ein BWL-Studium folgte und Tino Matthiessen half im kaufmännischen Sektor immer wieder aus.
1980
Im Juni 1980 zog Gerhard Matthiessen mit seinen sechs Gesellen und zwei Auszubildenden in eine neue Backhalle. Krankenhäuser, Wiederverkäufer und Altenheime wurden beliefert. Mit vier Kleintransportern wurde die Ware vertrieben. Der Betrieb wuchs auf 40 Mitarbeiter.
2007 - 2017
Im Jahr 2007 übernahm Tino Matthiessen den Betrieb in fünfter Generation. Es folgten seitdem mehrere weitere Filialen:
- April 2010: Zweite Filiale mit Café in Bargfeld-Stegen
- Juli 2013: Dritte Filiale in Sülfeld
- Januar 2015: Vierte Filiale in Kisdorf
- Februar 2017: Fünfte Filiale in Itzstedt
2018
Im Sommer 2018 wurde das Hauptgeschäft in Kayhude umgebaut und komplett renoviert. Die Belegschaft wuchs auf knapp 100 Mitarbeiter, wobei 16 davon in Produktion/Vertrieb arbeiten. Parallel wurde die Backstube mit neuen Öfen, Ausrollmaschinen und modernster Kältetechnik ausgestattet. Dazu kam eine Wärmerückgewinnungsanlage, die den CO2-Ausstoß deutlich verringert. Es wird pro Tag ca. 1 Tonne Mehl verarbeitet.